Es gibt gar kein "new normal"!

Haben wir Deine Aufmerksamkeit geweckt mit unserer kleinen Provokation?

Psychologisch betrachtet ist „new normal“ auch der Versuch unserer Psyche der Krise etwas Sinnstiftendes abzugewinnen, damit diese monatelange Quälerei nicht völlig sinnlos war. All unsere Hoffnungen werden in diesen Begriff gelegt, manche verbinden damit sogar schnelle, radikale Änderungen, Klimarettung, Abschaffen von Businessflügen und Neuordnung unserer Gesellschaft.

Das ist ein ganz normaler Mechanismus unserer Psyche, der allerdings eine Nebenwirkung hat, die wir nicht unterschätzen sollten: Er setzt viele von uns immens unter Druck. Denn plötzlich sprechen alle von new normal, alles verändert sich, nichts wird mehr so sein wie es war, bei allen ändert sich so viel. Bin ich jetzt hinter, wenn sich bei mir nicht so viel ändert?

In 1 Jahr werden wir womöglich zurückschauen auf diese Krise und die starke Bedeutung wird abgenommen haben, wir werden wieder in Fliegern sitzen, die Wirtschaft wird immernoch Wachstum fordern und eine ganze Menge wird sich eher nach alter Normalität anfühlen. Warum ist das so? Weil es einen zweiten Mechanismus unserer Psyche gibt, der dafür sorgt, bekannte und vertraute Zustände wieder herzustellen, denn Vertrautheit nimmt uns Angst und gibt uns Stabilität. Also neben all der Euphorie und tollen Chancen des „new nomal“, Home Office und Digitalformaten nicht vergessen: ein bisschen altes Normal tut uns allen gut zum Erholen und Durchschnaufen.

Auch wenn das keine Einladung zum Festhalten an verstaubten Traditionen sein soll, denn Leben bedeutet auch Veränderung. Bevor Ihr also Euren Mitarbeitenden große Veränderungen abverlangt, stellt sicher, dass nicht nur ein stabiles Fundament da ist, sondern vor Allem manche Dinge unangetastet bleiben! Menschen brauchen unverrückbare Leuchttürme in Veränderungsphasen. Home Office plus Corona Krise sind genug Veränderung. Lasst deshalb danach erstmal eine Zeit der Konsolidierung, der Rückkehr und der Erholung!